Rennradtouren bei Bassano del Grappa

Der sechste Tag: Spektakulär - Rennradtour zum Passo San Boldo

Der Passo di San Boldo liegt am südlichen Alpenrand und verbindet das Val Belluna mit dem Val Mareno über eine Höhe von 706 Meter ü. M. Die Passstraße ist nur einspurig befahrbar, der Verkehr wird durch mehrere Ampeln geregelt. Sehenswert ist die einzigartig kühne Trassenführung der Südrampe in einem von nahezu senkrechten Felswänden abgeschlossenen Sacktal. Nur durch fünf in den Fels gesprengte enge Kehrtunnel und über einige Brücken kann die Passhöhe erreicht werden.

Im Ersten Weltkrieg zwischen Februar und Juni 1918 gelang es Pionieren der österreichisch-ungarischen Armee, diese Straße zur Versorgung der Piave-Front in einer Rekordzeit von nur drei Monaten zu errichten. Straße der 100 Tage heißt das Bauwerk wegen seiner kurzen Bauzeit, dessen Bauweise auch heute noch als technische Höchstleistung gilt.

Bassano

Freitag, 6. September 2013

San Vito di Valdobbiadene, unweit von Pederobba gelegen, ist der Startort unserer letzten Tour. Damit diese Abschlussfahrt nicht in eine überlange Tour ausartet, fahren wir nach San Vito mit dem Auto.

Der spektakuläre Passo di San Boldo ist unser heutiges Ziel. Von Bildern aus den einschlägigen Medien her haben wir uns vorab schon einen kleinen Eindruck über die einzigartige Streckenführung des Passes verschaffen können.

Bis zum Beginn der Passstraße in Tovena sind von San Vito aus aber zunächst 23 Kilometer durch eine auch hier beeindruckend schöne Landschaft zurückzulegen. Es ist wieder schönstes Wetter, so kommt es, dass bis Tovena der Schweiss schon ordentlich fließt. Im recht hügeligen Val Marino wird überwiegend Prosecco produziert, durch große Werbeschilder der Keltereien ist das nicht zu übersehen. Vom Prosecco lassen wir lieber die Finger, aber in Tovena gönnen wir uns zur Mittagszeit immerhin einen Cappuccino.

Vom Straßencafé aus können wir direkt in das enge Tal sehen, an dessen Ende sich irgendwo die Passstraße einen Weg nach oben bahnt. Die Vorgabe beim Bau der Straße war - um den Transport von schwerer Artillerie und Nachschub zu ermöglichen - dass die Steigung nicht mehr als zwölf Prozent betragen durfte. Das ist gut für uns, auch wenn der Anlass zum Bau der Straße ein trauriges Kapitel der Geschichte ist.

Sofort nach unserer kleinen Pause steigt die Straße zunächst leicht an, um dann am Ende des Geländeeinschnitts auf zehn Prozent zuzulegen. Die Straße ist in einem hervorragenden Zustand, mit elf Kehren und vielen Kurven geht es nach oben. Ein kurzer Halt, vor der letzten Kehre sind die Tunnel, die in den Fels gesprengt wurden, zum ersten Mal zu sehen. Einige große Informationstafeln mit Bildern aus der Bauzeit geben einen kleinen Einblick über den Irrsinn, der 1918 nicht nur hier getrieben wurde. Bis zu 7000(!)Menschen waren zeitweise hier tätig, um den Straßenbau termingerecht fertigstellen zu können. Interessante Informationen dazu gibt es bei Wikipedia

Die erste Ampel zeigt Rot, es ist jedem anzuraten, diese Ampelregelung zu beachten. Die Tunnels sind sehr eng, ein entgegen kommendes Fahrzeug würde große Probleme bereiten. Also warten, Fotos machen und die Beine ein wenig lockern. Grün, also sofort los. Die Grünphase dauert lange genug, um auch als Radfahrer gefahrlos durch die gut beleuchteten Tunnelkehren zu kommen. Es ist wirklich schon sehr spektakulär, hier hoch zu fahren. Ein "must have", ganz klar.

Die Passhöhe auf 706 Meter ist dann schnell erreicht, 470 Höhenmeter auf eine Länge von sechs Kilometern sind ja nicht die ganz große Herausforderung. Die folgende Abfahrt verläuft zunächst fast kurvenlos über gut drei Kilometer bis nach Campedei, um dann mit ein paar Kehren wieder anzusteigen. Nach Sant´Antonio gehts dann aber nur noch bergab, auch hier ist die Straße in einem prima Zustand und lässt hohe Geschwindigkeiten zu. Trichiana im Val Belluno ist schnell erreicht, hier endet die Passstraße.

Wir müssen auf die SP 1, eine stark befahrene Hauptverkehrsader, es gibt wieder keine machbare Umfahrung. Aber auch hier fühlen wir uns nie gefährdet, auf weiten Teilen ist sogar ein breiter Randstreifen als Radweg vorgesehen. Wir fahren hier zwar immer entlang des Fiume Piave bergab, aber durch das enge Tal bläst ein heftiger Gegenwind, so dass ein entspannendes Rollen mal wieder nicht möglich ist. Aber wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier. Erst bei Vas können wir die SP 1 verlassen und sind nach einigen Kilometern wieder in San Vito.

| 75 Kilometer | 1136 Höhenmeter |