Rennradtouren in Ligurien 2008

Passo del Ginestro und Colle San Bartolomeo

Schon frühmorgens machen die Zikaden einen ordentlichen Lärm. Das Gelände unseres Feriendomizils ist bewaldet und Unmengen von Sträuchern und Büschen bieten diesen Insekten offenbar einen idealen Lebensraum. Inzwischen weiß ich, dass es sich um Singzikaden handeln muss. Nur diese erzeugen für Menschen hörbare Laute. Habt ihr wieder was gelernt!

Ligo

Sonntag, 27. Juli

Der kleine Mercatone, nur wenige Gehminuten von unserer Villa entfernt, bietet alle erdenklichen Köstlichkeiten. Vor allem die Backwaren sind ein echter Genuss! Damit decken wir uns ein, dazu gibt es – was sonst – Espresso! Nach einem reichhaltigem Frühstück machen wir uns dann auf den Weg, die Mädels zum Baden, ich gehe auf eine erste „Erkundungstour“. Nein, ich fahre!

Ligo ist nur wenige Kilometer von unserer Feriensiedlung entfernt, dorthin führt mich eine wahre Traumstraße. Schmal, Kurvenreich, landschaftlich fantastisch. Durch Olivenhaine, die auf Terrassen angelegt sind, fahre zu diesem kleinen Ort auf 316 Meter Höhe. Die schmale, aber Einwandfreie Straße, ist gerade mal „Einautobreit“. Durch Ligo kommt sie mir fast so schmal vor, dass gerade mal ein Vespa-Transporter durchkommen würde.

Nach dem Dorf schlängelt sich das Sträßlein am Hang entlang, die folgende Abfahrt führt mich durch Marmoreo hinunter nach Casanova Lerrone. Ab hier wird die Straße zweispurig und führt bergan über Degna hinauf zum Passo del Ginestro (684m), der die Provinzen Savona und Imperia verbindet. Man muss dort gewesen sein, der Ausblick von hier ist wirklich nicht zu beschreiben. Meine Begeisterung ist grenzenlos! Auch wenn der Straßenbelag teilweise von der ganz schlechten Art war.

Weiter geht es auf einer Kammstraße zum Colle San Bartolomeo, kurz danach erreiche ich den gleichnamigen Ort, der nur fünfzig Einwohner zählt. Während meiner Tour sind mir bisher nur ein paar Autos und einige Rennradfahrer begegnet. Ab San Bartolomeo begebe ich mich dann endgültig in die seltene Einsamkeit des Rennradfahrers.

Bis San Bernardo di Conio (990m), bis dahin sind es immerhin an die zwanzig Kilometer, bin ich vollkommen alleine auf der schmalen Straße unterwegs. Das ändert sich bis Rezzo nicht, auf einer wilden Abfahrt durch einen Buchenwald erreiche ich diesen Ort, der im Valle delle Giara auf 560 Meter liegt. Das mittelalterliche Dorf ist schön zwischen den hier typischen Terrassen auf einem Bergrücken gebaut. Umgeben ist Rezzo, gerade mal 300 Menschen leben hier, von Monte Prearba (1446 Meter) und Monte Carpasina (1415 Meter). Aber heute ist hier wohl niemand, alles sieht verlassen aus. Mist, ich brauchte dringend was zu trinken.

Pieve di Teco, der nächste größere Ort mit immerhin 1400 Einwohnern, ist nicht mehr allzu weit weg von hier. Dort werde ich bestimmt was bekommen. Eine weitere schöne Abfahrt bringt mich dahin, der Tacho zeigt mittlerweile eine Temperatur von 39 Grad an. Endlich kann ich die Flaschen füllen und mich auf den Heimweg machen. Auf einer stark befahrenen Bundesstraße rolle ich mit gutem Tempo die 250 Höhenmeter und 30 Kilometer zurück nach Villanova d´Albenga.

Stolze 42° Celsius zeigt der Computer als Tageshöchstwert an. Minimal waren es immerhin noch 24°, sicher wurde diese fast schon frostige Temperatur bei der Abfahrt durch den schattigen Buchenwald erreicht.



| 80 Kilometer | 1500 Höhenmeter |

Fotos