MTB-Transalp 2010

Die zweite Etappe: Konstanzer Hütte-Heidelberger Hütte

Auch heute werden wir vom Wetter arg verwöhnt. Der zweite Tag bringt uns über das Zeinisjoch nach Ischgl. Über die Bodenalpe geht es dann zum heutigen Ziel, der Heidelberger Hütte.

Heidelberger Hütte

Dienstag, 13. Juli 2010

Auf den folgenden neun Kilometern bis zur Heilbronner Hütte, die auf 2320 Meter Höhe liegt, müssen wir 630 Höhenmeter mit den Mountainbikes bewältigen. Nicht schlecht für den Anfang! Nach dem guten Frühstück und ausreichend Schlaf wird das aber kein Problem werden.

Gleich nach der Konstanzer Hütte (1688 m) verlassen wir das Verwalltal und fahren, wieder entlang der wild dahinrauschenden Rosanna, durch das Schönverwalltal Richtung Heilbronner Hütte. Dort wollen wir eine erste kleine Pause einlegen. Nur leicht ansteigend führt der gut zu fahrende Schotterweg aufwärts. Auch hier ist ein großes Weidegebiet, immer wieder müssen wir uns durch die auf dem Weg stehenden Rinder durchschlängeln. Zum Glück sind sie alle friedfertig. Das Hochtal trägt seinen Namen zurecht, es ist wirklich schön hier.

Die Rosanna führt nach dem nächtlichen Unwetter mächtig viel Wasser. An einem kleinen Wasserfall muss eine Fotopause gemacht werden. Und weil es schon ordentlich warm ist, kommt das eiskalte Wasser gerade recht. Dass meine Schuhe auf meinem Weg zum Fototermin nass geworden sind, stört mich nicht weiter. Das trocknet schnell wieder.

In Österreich müssen Schulferien sein. Am Ende des Weidegebiets halten uns zwei kleine "Cowboys" netterweise das Weidetor auf. Super Sache, so können wir ungehindert weiter nach oben strampeln.

Wir haben nun gut sechs Kilometer hinter uns und sind auf einer Höhe von 2000 Metern. Ein kleiner Steg führt über den Albonabach. Hier beginnt die Schiebestrecke, mit 300 Höhenmetern zwar nicht furchtbar lang, aber doch recht mühevoll. Erst vor den Scheidseen, an denen ein paar Angler ihr Glück versuchen, wird es wieder fahrbar. Die Hütte ist nun schon in Sichtweite. Ein letzter Kraftakt noch, dann gibt es die geplante Pause. Auf der Sonnenterrasse! Ein Wahnsinnswetter ist das wieder.

Es stimmt schon, die Bergluft macht hungrig! Wir sind zwar gerade mal zwei Stunden unterwegs, trotzdem finde ich, dass es Zeit für ein kleines zweites Frühstück wäre. Ein leckeres Süppchen geht immer, dazu ein paar Scheiben Brot. Und ein Großes Apfelschorle. Mei, ist das Leben doch schön! Am Eingang zur Heilbonner Hütte wird gerade ein Zettel angebracht, der wissen lässt, dass auf der Konstanzer Hütte bis auf Weiteres nicht übernachtet werden kann. Ein Murenabgang hat in der Nacht das Kraftwerk, das die Hütte mit Strom versorgt, beschädigt.

Nun wieder voll bei Kräften kann die Abfahrt zum Zeinisjoch angegangen werden. Mächtig steil geht es sofort nach der Hütte abwärts, ein paar Biker kommen uns fahrend entgegen. Respekt! Nach dieser Steilstufe wird es dann flacher, die Schotterpiste ermöglicht nun ein Gutes vorankommen. Am Ende der Piste kommen wir auf einen asphaltierten Alpweg, der von der Silvretta-Hochalpenstraße zum Kops-Stausee führt. Es wird wieder mächtig heiß, nach einer ordentlichen Steigung kommen wir am E-Werk Kops an. Jede Menge Autos und Busse parken hier. Wir kommen, nur durch Muskelkraft, um den Stausee herum zum Zeinisjoch. Zunächst müssen wir auf der Straße bleiben, in einer Kehre kommt dann die ersehnte Abzweigung.

Runter von der Straße, wieder auf einem Wanderweg nun, erreichen wir Galtür. Auf einem Radweg wird der Ort umfahren, diesmal begleitet die ebenfalls Hochwasser führende Trisanna unseren Weg. Bei Tschaffein überqueren wir den Fluss und fahren rechts der Trisanna auf einem Wanderweg weiter bis nach Mathon. Wir wechseln wieder die Seite und kommen abermals auf einen Radweg, der um Mathon herum Richtung Ischgl führt. Zwischen Mathon und Ischgl stoppt eine Mure, die wohl in der Nacht abgegangen ist, unsere Fahrt. Auf einer Breite von bestimmt 30 Metern ist der Weg komplett verschüttet. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit den Bikes die Schutt und Schlammhalde zu überqueren. Das geht natürlich nur schiebend. Der Blick nach oben lässt erahnen, mit welcher Kraft sich so eine Mure Platz schafft. Einen riesigen Graben hat die Mure am Berghang hinterlassen.

Heilbronner Hütte

Auf dem Talwanderweg fahrend erreichen wir schließlich Ischgl, den bekannten Wintersportort. Vom Tal aus ist eine Rampe zu sehen. Hoffentlich müssen wir nicht gerade dort hinauffahren, denke ich mir. Das sieht verdammt steil aus. In Ischgl fahren wir nach rechts weg und kommen - wo auch sonst - an der Rampe an. Klar müssen wir da hoch. Wer baut so steile Straßen? Bald ist eine Kehre in Sicht, danach geht es bestimmt flacher weiter. Ganz sicher. Aus dem Wald kommt ein Radfahrer herangefahren, ein kleines Kind auf einem noch kleineren Rad im Schlepptau. Der Mann legt sein Rad ab und rennt zu mir, hält sich an meiner Schulter und frägt im schönsten Rudi Carrell holländisch, ob ich eine Frau mit einem Kind und Hund gesehen hätte. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Hoffentlich hart er die vermissten wieder gefunden.

Apropos vermisst. Den Wolfi sehe ich schon lange nicht mehr, er nutzt die Straße, um ein paar Intervalle zu fahren. Vor mir fährt eine Kehrmaschine nach oben. So richtig viel nützen tut das aber nicht, die Steine auf dem Weg werden nur gleichmäßig auf der Fahrbahn verteilt. Wie wenn der Fahrer die Sinnlosigkeit seines Tuns eingesehen hätte, verlässt er dann bald die Fahrbahn.

Erst an der Mittelstation der Fimbabahn lässt die Steigung nach. Es bleibt aber immer noch steil genug. Aber man wird ja für jedes Prozent Steigung weniger wirklich dankbar. Wolfgang kehrt von seiner Intervalleinlage zurück und meint, dass es bis zur Bodenalpe nicht mehr sehr weit wäre. Hier haben wir die nächste Pause vorgesehen. Wird nun auch wirklich Zeit, mal wieder vom Bock runter zu kommen. Wieder eine Kehrmaschine. Der kann das besser, piekfein sauber wird die Straße. Aber so viel Aufwand extra für uns? Wäre wirklich nicht nötig gewesen.

Endlich ist sie zu sehen, die Bodenalpe, 1892 Meter hoch liegt sie. Nun erst einmal hinsetzten, die Schuhe ausziehen. Ein paar Freerider machen auch gerade eine Pause. Ihre Bikes sehen schlimm aus, völlig verdreckt und verschlammt liegen die Räder im Gras. Also wird es hier auch ein nächtliches Unwetter gegeben haben. Wir haben nicht mehr viel Zeit, eine Kleinigkeit essen, trinken, dann müssen wir weiter. Fast 400 Höhenmeter liegen noch vor uns, Wolken ziehen auf.

Gleich nach der Bodenalpe wird unsere Fahrt gestoppt. Ein ziemlich großer Murenabgang hat die Straße verschüttet, mit großen Baumaschinen sind die Arbeiter hier im Einsatz. Vorsichtig schieben wir uns an den großen Baggern und Muldenkippern vorbei. Eine ziemlich matschige Angelegenheit ist das. Die schweren LKW´s fahren den ganzen Unrat ein Stück nach oben, um ihn dann in einen Abhang zu kippen. Entsprechend sieht die kleine Straße aus.

Grenzübergang

Endlich hört das auf, und wir kommen wieder auf einen Wanderweg. Aber auch hier müssen wir einmal die Mountainbikes über eine Mure schieben. Nun wird das Fimbatal weiter, nur wenig ansteigend können wir uns wieder fahrend der Heidelberger Hütte nähern.

Der Himmel verdunkelt sich mehr und mehr. Wir passieren die Schweizer Grenze, ganz weit hinten ist was zu erkennen. Wolfi meint, dass das die Heidelberger Hütte sein muss. Ich denke nicht, wir sind auf 2100 Meter Höhe, die Hütte liegt auf 2264 Metern. Für mich sieht das so aus, als läge das, was wir sehen können, fast auf gleicher Höhe. Bald ist mehr zu erkennen, und ich bin froh, dass der Wolfgang recht hatte. Früh genug dran sind wir auch, es ist erst 16.30 Uhr, als wir die Hütte erreichen. Auch schön.

Weil wir von unterwegs aus in der Hütte angerufen hatten, können wir unser reserviertes Doppelzimmer gleich beziehen. Das ist zwar klein, aber ausreichend. Warmes Wasser zum Duschen gibt es auch. Essen gibt es ab 18 Uhr. Mensch, was willst du mehr?

Heute bleibt sogar mal Zeit, um ein paar Postkarten zu schreiben. Aber erst nach dem sehr guten Abendessen. Im Trockenraum können wir unsere frisch gewaschenen Sachen aufhängen, auch meine immer noch nassen Schuhe können hier über Nacht trocknen. Ein perfekter Tag.



| 49 Kilometer | 1600 Höhenmeter |

Fotos