Mountainbiketouren

Hauchenberg und Pfarralpe

Eine kurze Variante einer meiner Lieblingstouren: Von West nach Ost über den Hauchenberg, dann noch über Thaler und Salmaser Höhe. So die lange Version. Diese hier führt von der Pfarralpe zurück nach Missen. Macht aber trotzdem jede Menge Spass!

Der Hauchenberg

1. November 2009

Schon um halb zehn hat sich heute der Novembernebel von der Sonne vertreiben lassen. Ideal für unser Vorhaben! Das besteht heute aus einer Mountainbike-Tour, die Sigmund und mich zuerst auf den Hauchenberg und danach über die Thaler und Salmaser Höhe führen wird. Oder soll.

Der Hauchenberg, der sich von Missen bis Freundpolz über eine Länge von gut acht Kilometern erstreckt und an seinem höchsten Punkt “nur” 1250 Meter hoch ist, hat es mir schon seit einiger Zeit besonders angetan. Nicht nur, weil er schnell zu erreichen ist. Zum Mountainbiken, aber auch für eine gemütliche Wanderung oder eine Schneeschuhtour ist dieser Höhenzug einfach ideal. Schluss mit der Werbeeinblendung und zurück zu dem, wovon ich eigentlich berichten wollte:

Schon auf der Fahrt nach Missen-Wilhams, unserem Startort, war klar, dass die “Kleiderwahl” nicht ganz glücklich war. Anstatt der langen Winterhose hätte es die kurze heute auch getan. Aber nu´ isses schon so, dann wird es eben etwas wärmer werden, als man sich das um diese Jahreszeit vorstellt. Schon beim Zusammenbauen der Bikes wird es kuschelig warm.

Gegen elf Uhr starten wir, es geht sofort auf Schotterweg steil, dann ganz steil und auf den letzten Metern richtig steil aufwärts. Man beachte die Steigerungsform von “Steil”.

Zur Erläuterung: Steil ist bis 14 Prozent, ab 20 Prozent bis zur Fahrbarkeitsgrenze ist es “richtig” steil. Alles dazwischen - also über viehrzehn bis zwanzig Steigungsprozente - klassifiziere ich – beim Mountainbiken – als “ganz” steil. Aber das nur nebenbei.

Nach dem richtig steilem Stück geht es zunächst auf einem Wiesenpfad bergab. Ein Viehdurchlass stoppt uns. Gutes Armmuskeltraining, nicht nur dieser Durchlass zwingt uns, die schweren Räder über den Weidezaun zu heben und dabei gleichzeitig kunstvoll mit dem Körper durch den Durchlass zu kommen. Schon kommt die nächste richtig steile Passage, nach vielleicht 100 Metern ist dann erst einmal Ende mit fahren. Nun wird es jenseits aller Klassifizierungen steil. Schiebe und Tragepassage. Ein Wurzelpfad bringt uns auf kürzester Strecke von 900 Meter Höhe auf 1200 Meter. Nicht zu glauben, wie anstrengend die Schieberei sein kann! Von wegen, “Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt”.

Nach dieser Schinderei, anders kann man es nicht nennen, fängt der Spaß dann an. Zunächst nur leicht ansteigend, erreichen wir auf einem Forstweg die ersten Wiesen. Ein kurzes Steilstück treibt wieder einige Schweißperlen aus den Körpern. Nach der Abzweigung zur “Räuberhöhle” folgt eine weitere Tragepassage. Verblockt, rechts senkrecht abfallend. Aber nicht zu schwierig zu passieren, die Bikes müssen eben getragen oder hochgewuchtet werden, schieben geht hier nicht mehr. Hochgebirgsfeeling auf 1200 Meter, was will man mehr?

Weiter geht es über Weideflächen, die hier oben aber um diese Jahreszeit nicht mehr “beweidet” werden. Längst schon ist das Vieh viel weiter unten, aber immer noch draußen. Ich denke, dass es hier wirklich noch glückliche Rinder gibt. Immer wieder längere und kürzere Wurzeltrails, alle fahrbar, dann wieder Weideflächen, und schon sind wir am “Alpkönigturm”. Zeit für eine kleine Pause, vom Turm aus bietet sich heute bei klarster Sicht ein Traumpanorama auf die Alpen. Bis weit hinter die gut zu sehende Zugspitze im Osten und die Berner Alpen im Westen reicht der Blick an diesem herrlichen ersten Novembertag. Der Blick in nördlicher Richtung zeigt im Vordergrund das Sonneck, dahinter die Adelegg und noch weiter hinten geht der Blick über das gesamte Oberschwaben. Die Stufen hier hoch haben sich, wie immer, gelohnt.

Wald

Das schöne Wetter hat natürlich auch jede Menge Wanderer angelockt, aber mit gegenseitiger Rücksichtnahme ist das kein Problem. Wir heben die Räder über ein paar letzte Weidedurchlässe und sind nun fast alleine auf den Pfaden unterwegs. Ab dem Wanderwegabzweig, der nach Diepolz hinunter führt, sind kaum noch Wanderer unterwegs.

Knackige Wurzeltrails erwarten uns nun. Um hier ohne Absteigen durchzukommen, bedarf es schon gewisser Fahrkünste und nicht wenig Übung und Erfahrung. Das Ende der Hauchenberg-Überquerung ist das absolute Highlight des Tages. Die letzte Abfahrt ist ein teilweise extrem steiler Wurzelpfad, der nur mit Können und dem richtigen Gespür für den idealen Weg zu fahren ist. Und das auch nur dann, wenn es trocken ist. Der Spaßfaktor jedenfalls ist groß, wenn diese Voraussetzungen gegeben sind. So wie heute. Das haben wir auf Video festgehalten. Guckst du!

Nicht ganz so spektakulär, aber auch noch mit hohem Spaßfaktor, präsentiert sich der zweite Teil unserer Tour. Nach der Abfahrt nach Freundpolz fahren wir auf herrlichen Pfaden Richtung Missen. Bis hierher haben wir gerade mal 300 Meter Asphalt unter den Rädern gehabt! Wir überqueren die Straße, die von Missen nach Immenstadt führt, und sind gleich wieder auf Schotterweg unterwegs.

Ab der Siedelalpe, die dummerweise schon längst die Saison beendet hat, fahren wir auf leckeren Trails weiter Richtung Thaler Höhe. Die Trinkflaschen sind inzwischen so gut wie leer, eine “Tankstelle” wird es nicht mehr geben auf den letzten Kilometern unserer Tour. Kurz vor der Pfarralpe lädt eine Bank zur Pause und zum Besprechen des weiteren Verlaufs unseres Ausflugs ein. Angesichts des Wassermangels und der nun doch schon fortgeschrittenen Zeit beschließen wir, über die nahe gelegene Pfarralpe nach Missen abzufahren und zu unserem Startpunkt nach Wilhams zurück zu kehren.

Die Abfahrt von der Pfarralpe zur Hold-Alpe ist auf Wiesenpfad schön zu fahren. Gleich nach der Hold-Alpe folgt die letzte Schwierigkeit des Tages. Ein Pfad, mit Laub übersäht, darunter große Steine und Wurzeln, sehr steil bergab führend, verlangt ein weiteres mal höchste Aufmerksamkeit. Aber auch das schaffen wir noch, den letzten Kilometer legen wir dann auf asphaltiertem Weg zurück. Nach Missen folgt der letzte Anstieg des Tages, wir müssen ja wieder hoch nach Wilhams, wo Sigmunds “Transporter” geparkt ist.

Eine Klasse Tour, sehr traillastig, also fast keine Asphaltwege, super Aussicht, tolle Landschaft. Allerdings fahrtechnisch anspruchsvoll. Wer es lieber etwas gemütlich mag oder Kilometer machen möchte, sollte sich also nach einer anderen Strecke umsehen. Wenn nicht- bitteschön!



| 25 Kilometer | 820 Höhenmeter |