Mountainbiketouren

Über die Riedholzer Kugel und durch die Adelegg

Gleich zwei „Höchste Punkte", mit wenig Mehraufwand sogar drei, werden auf dieser Mountainbike-Tour auf die Riedholzer Kugel und durch die Adelegg angefahren.

Riedholzer Kugel

Samstag, 6. November 2010

Es ist noch recht früh, aber für die Jahreszeit nicht zu kalt, als ich kurz nach dem Start bei Emerlanden im Kreuztal am kleinen Baggersee vorbei komme. Heute gibt es an diesem schönen Flecken aber keine Pause, wohl erst im nächsten Jahr werde ich hier mit der Allerbesten wieder hinkommen und auf dem Bänkle eine kleine Pause machen. Es wird dann warm und sonnig sein, ich freue mich schon drauf und denke an die vergangenen Rennradtouren, bei denen wir hier, kurz vor dem Ziel, noch ein kleines Päuslein eingelegt haben.

Nur noch ein kurzes Stück habe ich festen Untergrund, dann biege ich ab in den Hauptwanderweg 5 des Schwäbischen Albvereins, der in Pforzheim beginnt und nach 320 Kilometern auf dem Schwarzen Grat endet. Alle, die sich den Schwarzen Grat als Ziel vorgenommen haben, haben es nun bald geschafft. Ich werde dieses Ziel erst nach einem Umweg über die Riedholzer Kugel erreichen.

Nach der Alpe Herrenberg überlege ich, ob ich den schönen Tobeltrail, der hier, kaum , zu sehen, nach Rohrdorf hinunter führt, nehmen soll. Auf meine geplante Route würde ich dann später wieder stoßen. Aber ich fahre dann doch weiter, ich bin gespannt auf den einstigen „Isnyer Weg", der vom Kreuzthal über die Zengerles Alpe nach Wehrlang führte. Rudi Holzberger erwähnt diesen vergessenen Weg in seinem Buch „Die Adelegg - das dunkle Herz des Allgäus"(ISBN 978-3-933614-50-6). Nach einigem auf und ab erreiche ich die alte Pestkapelle der ehemaligen Zengerles-Alpe. Es ist tatsächlich ein vergessener Weg, erst nach einigem Suchen entdecke ich die Pfadspur direkt hinter der alten Holzkapelle. Das erste Stück des Trails macht gleich mächtig Spaß, wegen der unter dem Laub versteckten Wurzeln ist aber Vorsicht geboten. Es kommt aber bald noch besser, einige verwurzelte Steilstücke verlangen höchste Aufmerksamkeit und den richtigen Blick für den unmarkierten Pfad. Ich hätte gleich oben den Sattel tiefer stellen sollen, ein „Notabsprung" vom Bike ist dann einfacher. Jetzt muss es eben so gehen. Geht auch, einige Male steige ich kontrolliert vom Rad ab und schiebe ein paar Meter abwärts. Cracks werden das fahren, mir ist es zu heikel. So komme ich ohne Blessuren in Wehrlang aus dem dichten Wald.

Bis hinter Isny geht es jetzt auf asphaltierten Wegen weiter. Nicht gerade schön, aber wenigstens mit niedrigem Puls, geht es am Stadtrand der durchaus sehenswerten Stadt zur neuen Umgehungsstraße. Hier gibt es dann zwei Möglichkeiten, rechts und links der Bundesstraße

führen Wege entlang. Ich entscheide mich für die rechte Variante. Der Weg hört bald auf, aber nur ein kleiner Bach versperrt die Weiterfahrt. Für einen Sprung schon zu breit, aber ein paar größere Steine im Bachbett bieten sich als Überquerungshilfe an. Ich rutsche ab, das Bike fällt ins niedrige Wasser, mein linker Fuß auch, der rechte landet ungebremst auf dem Vorderrad. Zum Glück hat sich nur der Vorbau etwas verdreht und der Schuh ist einigermaßen wasserdicht. Ein paar Meter weiter oben komme ich auf den Fahrweg, der zum Isnyer Langlaufstadion führt – und auf meine Route. Also beim nächsten Mal über die Brücke rüber und links der B12 fahren!

Über einen Wiesenpfad komme nach Lengersau, vom Langlauf her kenne die Gegend. Auf kleinen Wirtschaftswegen geht es, oft ziemlich steil, weiter. In der Nähe von Ringenberg gibt es endlich wieder ein kurzes, aber schönes Trailstück, bevor Riedholz erreicht wird. Ab der Talstation des kleinen Iberg-Liftes geht es auf einem Schotterweg aufwärts, hier kann man das Rauschen des nahen Eistobels deutlich hören. Die Siedlung Hohenegg taucht auf, immer weiter ansteigend geht es auf wohlbekannten Wegen hoch zur Riedholzer Kugel. Höchster Punkt Nummer eins des Tages. Nur 1068 Meter hoch, aber immerhin der höchste Punkt des West-Allgäus. Ich war ja schon oft hier oben, im Sommer, im Winter, und jetzt eben mal im November. Eine herrliche Aussicht hat man von hier oben, nur heute leider nicht. Dafür erwartet mich nun ein erstklassiges Stück Trailabfahrt. Wie schon vorher, bei der Abfahrt von der Zengerles-Alpe, beginnt alles ganz harmlos, aber mit großem Spaßfaktor. Je weiter ich nach unten komme, umso schwieriger wird der Wurzelpfad zu fahren, im untersten Teil wird es dann endgültig unfahrbar, schieben ist angesagt.

Nach der Querung eines Forstwegs beginnt wieder ein gut fahrbarer Teil der Tour, der fast schon zu früh an einem weiteren Forstweg endet. Ich komme in das Feriendorf Maierhöfen, eine ziemlich große Anlage, die aus kleinen Bungalows und einigen größeren Gebäuden besteht und zur Zeit wohl kaum bewohnt wird. Eine gute Gegend für einen Urlaub ist das hier auf jeden Fall.

Ich kann jetzt weiter bergab fahren, bei der Klausenmühle – Startort der Sonneck-Tour – erreiche ich den Radweg, auf dem ich bis nach Bolsternang fahre. Durch das Gelände der Klinik „Überruh" noch, dann beginnt der Anstieg, der zum Wenger Egg, zum Raggenhorn und zum Schwarzen Grat führt. Der Schwarze Grat wäre nun der zweite „Höchste Punkt" der Tour. Mit einer Höhe von 1118 Metern ist er die höchste Erhebung des ehemaligen Königreichs Württemberg. Und, wie schon erwähnt, der Endpunkt des HW5. An der Abzweigung überlege ich kurz, entscheide mich dann, den Gipfel heute auszulassen. Die schlechte Sicht und die Tatsache, dass ich vergangene Woche – bei toller Sicht – schon hier war, macht die Entscheidung einfach.

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Die Alpe Wenger Egg sieht heute, bei diesem eher trüben Wetter, völlig anders aus, als wir sie letzte Woche gesehen haben. Da lag alles in der Sonne, die Allgäuer Alpen waren nah und klar. Aber es gab auch Schneereste und einen treffsicheren Schneeball. Heute gibt es nur die den Blick auf den Höhenzug der Thaler Höhe. Aber auch das hat was.

Ein Blick auf den Tacho zeigt, dass ich gut die Hälfte der Tour hinter mir habe. Also reicht es noch zu einem Abstecher zum Hohen Kapf und zum Eschacher Weiher. Obwohl das Wetter immer unfreundlicher wird, entscheide ich mich, die Tour wie geplant zu Ende zu fahren. Der Regen wird schon noch warten.

Ein kurzer, aber heftiger Gegenanstieg folgt bald nach der Alpe. Ab dann geht es bis zum Eschacher Weiher, der sich zu meiner Überraschung Wasserlos präsentiert, nur noch, mit vielen Kurven, bergab.

Letzte Chance zum Abkürzen, jetzt entweder bequem auf der Landstraße ins Kreuztal abfahren, oder aber nur die Straße überqueren und den nicht so leichten Weg nehmen. Ich entscheide mich für die zweite Option. Zum Teil kenne ich diesen Forstweg ja schon, im Winter war ich auf Schneeschuhen schon hier. Auch die direkt am Weg entlang führende Eschacher Wettkampfloipe kenne ich ganz gut. Manchen Schweißtropfen habe ich hier schon in den Schnee fallen lassen.

Wie anders das jetzt aussieht, ich staune ein wenig über die doch ansehnliche Steigung. Kein Wunder, dass hier beim Skaten enorme Geschwindigkeiten erreicht werden. Heute geht es aber auf Stollenreifen in der Gegenrichtung bergan.

Mein zweiter „Höchster Punkt" wird unerwartet erreicht. Spektakulär präsentiert sich der höchste Punkt des Forstamtes Kempten bei der uralten Witzgall-Linde auf einer Höhe von 1129 m ü.d.M. Nein, nicht wirklich spektakulär, Spaß. Ich bin auf dem Gipfel des Ursersbergs. Keine alpinistische Herausforderung, für mich aber Grund genug zur Freude. Logisch, wenn der höchste Punkt weit und breit erreicht ist, kann es folgerichtig eigentlich nur noch abwärtsgehen!

Ich komme an den Fuß der Kreuzleshöhe, ein schöner Platz – ,wenn das Wetter passt. Den Aussichtspunkt lasse ich aus, mein nächstes Ziel ist das Kürnacher Tal. An die 300 Höhenmeter Abfahrt, immerhin!

Blöd ist, dass gerade umfangreiche Forstarbeiten im Gange sind. Etwa einen Kilometer vor dem Ende der wirklich schönen Abfahrt ist Schluss. Vielen Dank an dieser Stelle dem Kemptener Forstamt. Ein Hinweis weiter oben wäre nett gewesen. Aber man kann sich ja nicht um alles kümmern. Der Weg liegt voll von umgesägten, teilweise riesigen Fichten und Buchen. Ich schultere das Bike und steige über die Bäume, falle zwischen die Äste, steige wieder und gebe irgendwann genervt auf. So geht das gar nicht. Abseits des nun nur noch an den gefällten Bäumen auszumachenden Weges quäle ich mich durchs Unterholz. Gut, dass der Track auf dem GPS ziemlich genau ist und ich mich so immer in der Nähe des Weges durch wegloses Gelände schinde. Schiebend und tragend. Mist, der ganze recht gute Schnitt geht vollends den Bach runter. Aber so ist das eben manchmal. Auf dem Display des Garmins ist schon die Straße zu sehen, die nach Emerlanden, meinem Startort, führt. Nach dem Ende der gut und gerne 600 Meter langen „Baumverblockung" ist der Weg total im Eimer.

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Durch die Arbeit der großen Forstmaschinen ist von dem ehemaligen Schotterweg nicht mehr als ein tief zerfurchter Schlammpfad übrig geblieben. Ich presche durch und mache mir mal gar keine Gedanken darüber, wie ich das Bike wieder sauber bringen werde.

Die kleine Brücke über die Kürnach noch überqueren, dann bin ich raus aus dem Hellentobel. Wurde nun aber auch echt Zeit! Bis Emerlanden bleibe ich nun auf der Straße, die Reifen befreien sich vom Dreck und werfen ihn mir entgegen.

Trotz dieser nun wirklich unangenehmen Passage bin ich, genau so wie geplant, pünktlich um 16 Uhr wieder am Parkplatz zwischen Winterstetten und Emerlanden.

Zur Belohnung gibt es am Abend ein feines Essen mit dem Engele in Haselburg. Und am Sonntag einen Ruhetag. Verdientermaßen. Finde ich.

| 67 Kilometer | 1500 Höhenmeter |