Mountainbiketouren

Von Rohrdorf durch die Adelegg zum Sonneck

Von Rohrdorf bei Isny zum Schwarzen Grat, dann über das Raggenhorn runter ins Weitnauer Tal und wieder hoch zum Sonneck. Nach der Durchquerung des Sonnecks schnellstmöglichst zurück. Eine Vatertagstour bei richtigem Sauwetter.

Aussicht vom Turm

Auf den Bus werden sie kaum warten, die jungen Männer haben anderes im Sinn. Aber in der Rohrdorfer Bushaltestelle ist es an diesem noch jungen Tag wenigstens trocken. Wir, Wolfgang und ich, dagegen müssen im Regen die Bikes ausladen, die Radschuhe anziehen und alles, was zu einer Mountainbiketour so gebraucht wird, am Rad oder im Rucksack unterbringen. Ein paar aufmunternde Worte werden noch mit einem zur Bushaltestelle eilenden Kumpan der dort schon wartenden gewechselt. "Da habt ihr euch auch das beste Wetter rausgesucht", meint der Ausflügler. Ihr aber auch, kommt es von unserer Seite zurück. Es ist Himmelfahrtstag heute, mindestens genauso gut bekannt als Vatertag. Also machen wir einen Ausflug. Sicher wird unserer anstrengender sein als der, den die Kerls von der Bushaltestelle vorhaben. Aber bestimmt werden sie genauso viel Spaß haben wie wir. Eben anders. Wir gönnen es ihnen jedenfalls.

Am Rohrdorfer Waldbad, der Rohrbacher Bach wird hier aufgestaut, treffen wir auf ein paar Wanderer. Recht warm angezogen sind sie, die Regencapes werden gerade überzogen. Von hier aus geht der

Wanderweg zur Himmelsleiter, die am Ende des Rohrdorfer Tobels auf diejenigen wartet, die zu Fuß unterwegs sind. Wir nehmen den unscheinbaren Weg, der nach rechts abzweigt. Nur auf sehr guten Karten ist er eingezeichnet. Die 1:25000er Karte des Glasmacherwegs ist so eine. Sofort geht es steil nach oben, der Forstweg windet sich kurvenreich nach oben. Herrliche Einblicke in die unter uns liegenden zahlreichen Tobel der Adelegg tun sich auf. Gleich nach dem Ochsenkapf kommen wir an der ehemaligen Zingerlesalpe vorbei. Auf gut 1000 Meter Höhe sind wir hier.

Der Forstweg zum Schwarzen Grat, dem höchsten Berg Württembergs übrigens, macht durch sein ständiges Auf und Ab durchaus Mühe. Kurz nach der ehemaligen Schletteralpe überholen wir zwei Wanderinnen, sonst ist niemand unterwegs. Ein paar auf und ab´s noch, ein paar Mountainbiker begegnen uns nun, schon sind wir auf dem Gipfel des Schwarzen Grats. Hier steht der 1971 vom Schwäbischen Albverein erbaute Schwarzer-Grat-Turm, ein 28 Meter hoher Aussichtsturm, der den im Jahr 1878 errichteten Aussichtspavillon ersetzt. Nach einem kurzen Palaver mit ein ein paar Bikern, die gerade am Aufbrechen sind, entschließen wir uns, trotz der heute nicht vorhandenen Aussicht, auf den Turm zu steigen. Echt schade, bei gutem Wetter hätten wir von hier aus weit in die Alpen hinein sehen können. Aber wir sehen noch nicht einmal das Sonneck, unser nächstes Ziel. Aber macht nichts, wir waren oben! Ich nicht zum ersten Mal, Wolfilein schon.

Der Wurzeltrail zum Wenger Egg ist heute nicht komplett fahrbar, es ist Nass und glitschig, so dass wir im unteren Teil vorsichtshalber absteigen und die Räder schieben. Wenn es trocken ist, ist dieser Trail ein Highlight jeder Schwarzer-Grat-Tour. Noch ein Stück Abfahrt, dann geht es auf das Raggenhorn, oberhalb der Wenger-Egg-Alpe. Mit hohem Tempo kommen wir an, nur eine Spur zeigt den Weg. Aber es ist verdammt steiler, als es zunächst aussieht. Aber es geht, immerhin fahrend kommen wir oben an.

Lange ist es nicht her, dass ich hier war. Zu Fuß, mit viel Schnee, dem Schatzi und ner Thermoskanne mit Tee. Damals sind hier zwei Jungs hochgekommen, mit den Snowboards auf dem Rücken. Die haben besprochen, ob sie nun den oder diesen Weg abfahren sollten. Respekt! Wir nehmen den Pfad, der nach Wengen runter geht. Dass der nicht unbedingt zu den fahrbaren Wegen gehört, war mir bei der Tourenplanung schon klar. Pfadspur, d. h., es wird nicht einfach oder es ist unmöglich, hier zu fahren. Zu Beginn ist der Pfad fahrbar, wenn auch nur, wegen der Nässe, sehr eingeschränkt. Aber das bekommen wir ganz gut hin. Durch einige, quer auf dem Weg liegende Baumstämme werden wir immer wieder gezwungen, abzusteigen. Teilweise geht es dann so steil abwärts, dass es selbst bei trockener Witterung fraglich ist, ob man hier fahren kann.

Wengen, die ersten Meter Asphalt haben wir hier. Aber nicht für längere Zeit. Weil wir das Sonneck von Ost nach West durchqueren wollen,

Im Schlamm

ist der Plan so, dass wir übers Schwändle zum Sonneckgratweg gelangen wollen. Das geht auch zunächst ganz gut. Nach dem Ortsende von Wengen fahren wir steil nach oben, asphaltiert ist es hier. Bald kommt die fast nicht zu erkennende Abzweigung zum Pfad. Gerade noch fahrbar geht es auf einer Spur nach oben. Nicht lange, dann müssen wir absteigen und schieben. Links von uns entdecken wir die Seile eines Schleppliftes, wir kommen entlang des Skihangs zur Bergstation der kleinen Anlage. Erst ab hier können wir wieder fahren. Ein Weg ist nicht erkennbar, zwischen Weiden und Waldrand fahren wir weiter. Den dünnen Draht, der von der Weide zum Wald gespannt ist, sehe ich erst im allerletzten Moment und komme gerade noch zum Stehen. Wir können kein Vieh auf der Weide entdecken. Hilfsbereit, wie der gute Wolfgang eben ist, will er seinem älteren Mitfahrer helfen und den Draht nach oben heben. Das hätte er besser nicht versucht. Manchmal stehen Weidezäune auch unter Strom, wenn es eigentlich gar nicht sein müsste. Das tat weh! An dieser Stelle ein herzliches „Vergelt´s Gott“ für den gut gemeinten Versuch. Bei passender Gelegenheit werde ich mich dafür revanchieren. Ein Weg ist immer noch nicht erkennbar, so fahren wir auf den von den Rindern angelegten Trampelpfaden weiter. Einfach ist das am schrägen Hang nicht, einmal falle ich talwärts vom Rad. Na ja, passiert ist ja nichts. Ich glaube aber, dass wegen dieses Missgeschicks jemand gelacht hat. Wieder ein Zaun, dieses Mal gehen wir vorsichtig unten durch. Die Räder werden über den Zaun gehoben. So geht das auch! Schmerzfrei sogar. Am nahen Waldrand sehen wir dann endlich ein Wanderwegschild. Ein Zaun noch und ein Viehdurchlass und wir sind wieder auf fahrbarem Untergrund.

Die Orientierung wird nun echt zum Problem. Einige neue Forstwege wurden angelegt, Ältere gibt es zum Teil gar nicht mehr. Das GPS will uns auf einen schon fast nicht mehr zu erkennenden Weg führen. Wir schenken der Technik keinen Glauben und fahren dem frisch geschotterten Weg nach. Irgendwo werden wir schon rauskommen und wieder auf die geplante Route kommen. Nach einer schnellen Abfahrt kommen wir bei Weilerle auf die Straße, die nach Osterhofen und Rechtis führt. Das wissen wir aber erst nach dem Blick auf die Karte. Also sind wir gar nicht so weit weg von unserer Route.

Schnell sind wir auf dem Wanderweg, der zur Sonneckhöhe führt. Zunächst können wir auf dem steilen Schotterweg relativ „bequem“ nach oben fahren. Das ändert sich dann, als wir auf dem Sonneck-Gratweg sind. Durch den nun schon seit Tagen anhaltenden Regen ist selbst der Waldboden tief aufgeweicht, große und kleine Pfützen müssen durchfahren werden. Bald sehen wir aus wie die Wildschweine nach einer Suhle. Spaß macht´s aber trotzdem. Wenn sich nur später ein hilfreicher Geist finden würde, der die Räder putzt! Vergiss es! Wir bleiben nun im Wesentlichen immer auf 1100 Meter Höhe, nur ab und zu geht es mal runter und gleich wieder hoch. Der Regen ist inzwischen heftiger geworden, wir werden von unten und von oben begossen. Kalt wird es dazu auch noch.

Oberhalb von Weitnau treffen wir auf eine Gruppe Jugendlicher, die mit ihren Bikes hier hochgefahren sind. In kurzen Hosen und T-Shirts. Bei dem Anblick wird’s mir noch kälter. Das letzte Stück des Gratweges ist ein Schmankerl der Extraklasse. Vom Hochschieben her kenne ich diesen Trail noch ganz gut. Aber das es hier dermaßen steil nach unten geht, war mir nicht mehr in Erinnerung. Der stark verwurzelte Pfad erfordert höchste Konzentration, ein Sturz wäre hier nicht gut. Die Scheibenbremsen laufen heiß und fangen an, seltsame Gerüche von sich zu geben. Aber sie bremsen trotz der Nässe ausgezeichnet. Klasse Erfindung! Erst kurz vor der Klausenmühle hat der Spaß ein Ende. Hier brechen wir unsere Tour ab, es ist nun eiskalt und der Regen hört wohl auch nicht mehr auf. Über Argen und Großholzleute fahren wir auf der Straße zurück nach Rohrdorf. Es werden kalte Kilometer, meine Finger spüre ich schon fast nicht mehr. So kann man den Vatertag also auch verbringen.



| 40 Kilometer | 1300 Höhenmeter |