Mountainbiketouren

Weiherkopfrunde

Mountainbiketour von Blaichach durch das Gunzesrieder Tal, über die Höllritzer Alpe nach Balderschwang. Entlang der Bolgenach zur Dinigörgenalpe, weiter zum Riedbergpass und über Grasgehren zum Bolgen. Weiter zum Berghaus Schwaben, dann hoch zum Weiherkopf und zurück nach Blaichach. Eine lohnenswerte, aber anstrengende Tour!

Weiherkopfgipfel

Von der Oberen Hirschgundalpe aus sind die imposanten Abstürze des Siplinger Kopfes fast zum Greifen nah. Aber eben nur fast, für uns sind die Felsnadeln unerreichbar. Sie sind auch nicht unser Ziel.

Wir, die beiden Wolfgangs, sind mit dem Blick auf den Nagelfluhberg durchaus zufrieden. Unser heutiges Ziel, das wir mit einer großen Schleife erreichen wollen, ist der viel weniger spektakulär daher kommende Weiherkopf. Auch dass der Weiherkopf nicht die Höhe des Siplingers erreicht, stört uns nicht. Heute ist einmal mehr tatsächlich der Weg das Ziel.

Um 8.40 Uhr sind wir in Blaichach mit den Mountainbikes gestartet. Wieder ein Samstag, an dem nichts ist mit ausschlafen. Angesichts des prächtigen Wetters, das wir heute haben, ist das aber überhaupt kein Problem. Gleich am Anfang unserer Tour kommen wir ins Schwitzen. Der asphaltierte Alpweg, der von Ettensberg nach Gunzesried führt, steigt verdammt steil an. Zum Glück verläuft der Weg im um diese Zeit noch schattigen Wald. Das schöne Wetter hat noch mehr Radfahrer zum zeitigen Aufbruch gelockt. Immer wieder holen wir welche ein und werden auch eingeholt. Vor Gunzesried verlieren wir einige Höhenmeter. Ich habe nur ein dürftiges Frühstück gehabt, die Bäckerei in Gunzesried kommt gerade Recht. Zwei frische Brezeln, von denen nur eine den Weg in den Rucksack schafft, hole ich mir. Herrlich, die wenig anstrengende Fahrt durch das Gunzesrieder Tal liegt nun vor uns.

Es ist richtig viel los hier. Viele Wanderer und Radfahrer, seltener mal ein Auto, sind unterwegs. Auf der rechten Seite des Tales ragt die Nagelfluhkette hoch, Hochgrat, Rindalphorn, Buralpkopf, Stuiben und wie sie alle heißen, präsentieren sich uns in Bestform. Am Hochgrat und Rindalphorn liegen immer noch vereinzelte Schneereste. Der Winter war lang und schneereich in diesem Jahr.

Bei der Hinteren Aualpe auf 1052 Meter Höhe verlassen wir den hier immer noch asphaltierten Alpweg. Vorbei am Parkplatz überqueren wir auf einer kleinen Brücke den Aubach. Das erste Viehgatter des Tages wird durchquert. Der Pfad zur Oberen Hirschgundalpe (1315 Meter) ist anfangs noch fahrbar, aber bald beginnt die erste Schiebepassage der heutigen Mountainbiketour. Ach, was wäre das denn auch, wenn alles fahrbar wäre? Lange dauert die Schieberei nicht. Steil aufsteigend fahren wir durch den Hochwald. Wir erreichen die laut Karte verfallene Obere Hirschgundalpe. Trotzdem wird hier bewirtet. Wir sind mit der Aussicht auf den Siplinger Kopf und die gegenüberliegende Nagelfluhkette zufrieden, machen Fotos und schieben weiter. Nur ein kleines Steilstück noch, dann wird es wieder fahrbar. Ja, ganz bestimmt. Na ja, dass dann nur ein kurzes Stück wirklich fahrbar ist - was solls. Wir sind nun auf 1380 Meter, ein schon betagtes Bänklein lädt zur kleinen Pause ein. Die Gunzesrieder Brezel schmeckt hier oben noch leckerer.

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Auffallend ist, dass außer uns beiden hier oben keine Menschenseele zu entdecken ist. Ein Weidedurchlass der besonderen Art muss gleich nach unserer kurzen Pause überstiegen werden. Ein Baumstumpf dient als Kletterhilfe. Blöd, zumal weil ja auch das Bike über den Zaun gehievt werden muss und auf der gegenüberliegenden Seite nichts ist. Aber auch das lösen wir wie immer elegant. Der fast nicht zu erkennende Pfad führt, fahrbar nun, weiter nach oben. Am höchsten Punkt angekommen, müssen wir uns erst einmal orientieren. Ein Weg ist nicht mehr zu erkennen. Doch, ein Stück weiter unten sehen wir einen Wegweiser. Maximaler Zoom auf dem GPS-Gerät ist nun nötig.

Der Wegweiser zeigt ins Leere, ein Pfad oder wenigstens eine Spur ist nicht auszumachen. Nur der Track auf dem GPS weist uns nun den Weg. Zum Glück passt das dann auch, irgendwann, nach einer Abfahrt ins Ungewisse, erreichen wir den Weg zur Rappengschwendalpe, die auf 1240 Meter liegt.Die Abfahrt ins Stubachtal ist von kurzer Dauer, wir überqueren einen Bach und fahren hoch zur Höllritzer Alpe. Leider auf asphaltiertem Weg. Dafür aber ordentlich steil und heiß. Das zieht sich so schier endlos hin bis zur Oberen Wilhelminealpe. Der alte Asphaltbelag strahlt eine ungeheure Hitze ab. Wir sind echt froh, als wir endlich wieder auf einen Schotterweg kommen. Zumal der auch noch abwärts führt. Vorsicht ist geboten, tiefe Rinnen durchfurchen den Weg. Nach der rasanten Schotterabfahrt kommen wir auf den steilen, asphaltierten Alpweg, der von Balderschwang hier hochführt. Die vielen Wanderer, die heute unterwegs sind, erreichen so schnell die Pfade, die auf die umliegenden Gipfel führen. Nach nur wenigen Stunden Fußmarsch gelangt man so auf den Siplinger Kopf, den Heidenkopf und manche mehr. Wir sind besser dran als die Wanderer, jedenfalls im Moment.

Bei der herrschenden Bruthitze kommt die schnelle Abfahrt nach Balderschwang mehr als gelegen. Wir durchfahren Balderschwang in Richtung Riedbergpass. Bald nach dem Ortsende verlassen wir aber die Straße und folgen einem Schotterweg, der meist nur leicht ansteigend, an der Bolgenach entlang führt. Die Scheuenalpe kommt wie gerufen, ein winziges zweites Päuslein gönnen wir uns hier. Die hausgemachten Sachen auf den kleinen Alphütten sind immer ganz besonders lecker. Hier gibt es erst einmal ein Paar Kaminwurze, dazu Brot und Senf. Zum Abschluss darf ich mir noch – „aber nur wenn ich mich beeile“ - ein Stück hausgemachten Karottenkuchen bestellen.

Das strahlende Blau am Himmel weicht mehr und mehr dem Grau der tief hängenden Wolken, die zunächst nichts Gutes erahnen lassen. Die Flaschen werden noch gefüllt, dann müssen wir wirklich aufbrechen. Noch gut 30 Kilometer und die schwierigsten Höhenmeter liegen noch vor uns.

Nur leicht ansteigend fahren wir einem Wiesenpfad, wieder der Bolgenach folgend, über Weidegrund entlang. Nach einigen kräftigen Zwischenanstiegen erreichen wir vier Kilometer später die Dinigörgenalpe. Es ist noch nicht lange her, als wir bei der „Rund um den Hohen Ifen Runde“ hier waren. Damals war es hier neblig, von der Umgebung war fast nichts zu sehen. Heute sieht das ganz anders aus. Im Süden ist er heute in seiner ganzen Pracht zusehen, der Hohe Ifen mit seinem Gottesacker. Schön ist es hier, schade, dass wir uns nun ein wenig sputen müssen.

Gleich nach der Dinigörgenalpe beginnt ein schönes Trailstück, extrem steil geht es auf dem steinigen Pfad hoch. Ein kleines Stück muss geschoben werden. Rechts sehen wir den nahen Besler, auch ein zwar nicht hoher, aber prächtiger Berg. Ein immer noch schöner Trail führt runter zur Schönbergalpe. Die Wolken haben sich mittlerweile wieder verzogen, die Hitze ist zurückgekehrt. Wir nähern uns nun dem Riedbergpass, auf uraltem Asphaltbelag führt ein kleines Sträßlein zur Passstraße. Eine ganze Zeit lang haben wir auf unserem Weg die Straße im Blick gehabt, mit den Rennrädern sind wir hier schon hochgefahren. Kein schöner Pass, fast Kurvenlos und sehr steil geht es da hoch. Mit dem Mountainbike macht das auf unserer Strecke mehr Spaß. Ein kurzes Stück fahren wir nun auf der Passstraße, bei der Abzweigung nach Grasgehren biegen wir ab. Und fahren noch steiler nach oben. Vorbei an dem riesigen Parkplatz, der im Winter die Fahrzeuge der Skifahrer aufnimmt, erreichen wir die Grasgehrenalpe.

Ein dem Treiben auf den Dolomitenpässen nicht unähnliches Schauspiel bietet sich hier. Jede Menge Motorräder auch hier. Nichts wie weg! Über ein Viehgatter entrinnen wir dem Trubel, dann beginnt ein langes Stück echter Quälerei. Auf alter Schwarzdecke geht es unsäglich steil aufwärts. Spaß ist nun echt was anderes. Aber wir müssen hier nun eben hoch. Einmal wird es so steil, dass ich gefrustet vom Bike steige und ein kurzes Stück schiebe. So geht es schneller. Ehrlich. Aber auch das hat ein Ende, wir sind nun auf dem „Bolgen“ , ein Höhenrücken zwischen dem Riedberger Horn und dem Wannenkopf. Für uns ist es hier eine Passhöhe. „Forcella di Bolga“.

Eine ganz kleine Pause noch, ein Mitbringsel für die Mädels mopsen. Eine Gruppe Wanderer macht sich auf den Weg nach unten, wir geben ihnen gebührenden Vorsprung.

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Der Trail, der sich hier auftut, will ohne Zwischenstopps gefahren werden! Weit hinten sehen wir das Berghaus Schwaben, dort werden wir einkehren. Aber zuerst brauchen wir „Freie Bahn“ , als die Wanderer aus dem Blick verschwunden sind, brechen wir auf.

Wie man sich doch täuschen kann! Der von oben fahrbar scheinende Pfad entpuppt sich zunächst als extrem schwierig zu fahren. Ein paar Steilstufen schieben wir vorsichtshalber die Mountainbikes. Dann beginnt ein Stück reinsten Vergnügens! Eng, kurvig und schnell geht es zum Berghaus Schwaben – wieder sind die anstrengenden Passagen, die zuvor für reichlich Schweiß gesorgt haben, vergessen.Das Berghaus Schwaben ist ein ziemlich großer Bau, mit einer Biergartenähnlichen, großen, Terrasse. Wir setzen uns erst einmal, dann gibt es ein Radler und dazu einen Apfelstrudel. Allerdings nicht hausgemacht, das hatten wir schon leckerer.

Zwanzig Kilometer liegen nun noch vor uns, also fast zwei Stunden Fahrzeit. Der Wirt meint, wir könnten auch abkürzen und nicht über den Weiherkopf, sondern direkt runter nach Bolsterlang fahren. Dann auf der Straße zurück nach Blaichach. Schnell verwerfen wir die Gedanken daran. Oberhalb der Hörnerbahn-Bergstation beginnt der steile, absolut unfahrbare Kiesweg, der zum Weiherkopf (1665 Meter) führt. Der Tacho zeigt eine Steigung von 43 Prozent an. „Wenn du da hochfährst, bist du ein ganz Großer“ meint Wolfgang. Wir bleiben bescheiden. Und schieben weiter. Ein kurzes Fotoshooting noch auf dem Gipfel, dann wird es wieder spannend. Ein wirklich klasse Trailstück bringt uns 300 Höhenmeter runter zur zur Oberalpe. Auf Schotter geht es ab hier weiter nach unten, irgendwann wird aus dem Schotterweg ein holpriger, schadhafter Asphaltweg. Immer wieder sind große Wellen zu überfahren, hier gilt es, den Lenker wirklich fest zu fassen. Sonst gibt es einen Abflug. Wer will das schon? Wir sind wieder im Ostertal, durch das wir schon hochgefahren sind. Vor einigen Stunden. Es ist nun schon spät. Wir beschließen, durch das Gunzesrieder Tal abzufahren. In Gunzesried fahren wir rechts ab, auf der Straße kommen wir so schnell wieder nach Blaichach. Nach gut sechs Stunden reiner Fahrzeit liegt eine wirklich tolle Tour hinter uns. Absolut empfehlenswert, trotz der wirklich fiesen Schinderei, die nach Grasgehren kommt.

| 61 Kilometer | 1890 Höhenmeter |

Fotos