Mountainbiketouren

Rund um den Hohen Ifen

Großartige Mountainbiketour, leider mit viel Nebel. Von Obermaiselstein durch das Lochbachtal zum Gerlachsattel, zurück über die Schwarzwasserhütte, Tiefenbach und den Hörnlepass

Lohbachtal

Samstag, 13. Juni 2010

So richtig gut meinen es die für das Wetter zuständigen Herrschaften nicht gerade mit uns beiden. Am gestrigen Freitag hatten wir noch herrliche, sommerliche Temperaturen im Süden Deutschlands, auch das Alpenwetter war prächtig. Aber wie schon so oft, wenn die Wolferl´s mit den Rädern losziehen wollen, sollte sich das rechtzeitig ändern. In der Nacht auf Samstag zog eine Schlechtwetterfront, verbunden mit einem Temperatursturz von über 15 Grad, ins Land. Nicht die allerbesten Voraussetzungen für unser gemeinsames Vorhaben. Mit den Mountainbikes wollen wir „Rund um den Hohen Ifen“ fahren, schieben und tragen.

Samstagmorgen, kurz nach sieben Uhr. Es beginnt zu regnen, zwar nur leicht, aber so richtig trösten kann mich das nun auch nicht. Der einzige Lichtblick am wolkenverhangenen Himmel sind ein paar, zwar winzig kleine, aber eben vorhandene blaue Löcher im Gewölk, die ich über den nahen Allgäuer Alpen entdecken kann. Bloß die Hoffnung nicht aufgeben!

Die Parkplatzsuche bei Obermaiselstein verläuft zunächst ergebnislos, erst nach einigem Hin und Her finden wir den Wanderparkplatz bei Hirschsprung. Auf unserer Suche entdecken wir ein paar schöne kleine Sträßlein, ideal für eine Rennradtour. Das merken wir uns für künftige Unternehmungen.

Die Radschuhe angezogen, den Rucksack mit dem Nötigsten geschultert und schon kann es losgehen. Wir brauchen nicht lange zu fahren, bis uns das GPS die richtige Abzweigung zum Lochbachtal anzeigt. Mit den neuen Garmin Geräten sind wir mittlerweile gut vertraut und hochzufrieden. Vor allem seit wir die (kostenlosen) Openstreetmap Karten installiert haben. Zum Mountainbiken haben wir die Open-MTB-Map auf den Chip geladen. Einfach nur genial!

Der schmale, asphaltierte Lochbachtal-Alpweg steigt gleich heftig an, meist jenseits der 14 Prozentmarke geht es aufwärts. Nach einigen Kehren kommen wir, 500 Höhenmeter weiter oben, irgendwo in der Nähe der unbewirtschafteten Schwabenalpe endlich auf etwas flacheres Gelände. Auf gut 1100 Meter Höhe sind wir nun. Zum Glück regnet es hier nicht, aber Aussicht auf die bestimmt herrliche Umgebung haben wir leider nicht. Wolken und Hochnebel versperren die Sicht auf die umliegenden Berge. Als Ausgleich haben wir nun die Aussicht auf jede Menge Rinderärsche.

Bei Rohrmoos

Heute ist Alpauftrieb. Das konnten wir ja nun echt nicht wissen. Normalerweise wäre ein zügiges Vorankommen hier problemlos möglich. Die Rinderherde, die von den tiefer gelegenen Weiden nun auf die höher gelegenen Alpen getrieben wird, verhält sich nicht gerade verkehrsgerecht. Erfahrung: Auch vierbeinige Rindviehcher wechseln plötzlich und ohne jede Vorwarnung, ohne sich umzuschauen, die Fahrbahnseite. Als ein Teil der Herde offensichtlich besonders leckeres Grünfutter entdeckt und sich schmatzend darüber hermacht, entscheiden wir uns, ein Überholmanöver durchzuführen. Das gelingt auch ganz gut. Nur blöd, dass uns das nicht wirklich weitergeholfen hat. Nur ein paar Hundert Meter weiter treffen wir auf die nächste Herde. Unmöglich, daran vorbeizukommen. Rechts und links der schmalen Straße sind Zäune, Geduld ist angesagt.

Wir haben Glück, gleich nach der Dinigörgenalpe nimmt die Herde einen anderen Weg. Auf 1280 Meter ü. NN sind wir nun. Wir biegen nach links, Richtung Rohrmoos, ab. Nur wenige Meter trennen uns nun noch vom ersten echten Trailvergnügen des Tages. Nach der Toniskopfalpe endet der Schotterweg und die auf der Karte eingezeichnete MTB-Tragestrecke beginnt. Wir können fahren, für uns geht es ja bergab. Ganz einfach ist die Strecke gewiss nicht, im unteren Teil müssen wir absteigen. Es wäre zu gefährlich, hier weiter zu fahren. Ab dem Viehdurchlass am Ende des Waldes ist der Trail wieder fahrbar. Steil geht es auf Wiesengelände abwärts, wir kommen am Ende des schmalen Pfades in Rohrmoos an. Bis hierher kann man von Tiefenbach aus mit dem Auto fahren, entsprechend belebt ist der kleine Weiler. Wir halten uns rechts und fahren auf dem asphaltierten Alpweg nach Hirschgund. Dort verlassen wir dann endlich den Alpweg und fahren auf einem Schotterweg zu den Rubachalpen. Bei der Vorderen Rubachalpe gönnen wir uns eine kleine Pause, eine Bank vor der unbewirtschafteten Alpe bietet sich dafür an.

Wir sind erst ein paar Minuten unterwegs und staunen nicht schlecht über einen entgegenkommenden Rennradfahrer. Der Weg hier ist mit dem Mountainbike problemlos zu fahren, aber mit dem Rennrad geht das eigentlich gar nicht. Das war auch nicht seine Absicht, erklärt der Fahrer uns. Ob der Weg denn nun besser würde, fragt er nach. Er hat in Sibratsgfäll die verkehrte Abzweigung genommen und ist nun hier gelandet. Der Weg wird etwas besser, arg weit ist es auch nicht mehr bis zum rennradtauglichen Alpweg, können wir ihm versichern. Er nimmt sein Missgeschick mit Humor und macht sich dann auf und davon. Auch wir ziehen weiter und sehen erst jetzt, was der Ärmste hinter sich hat. Übelst grober Schotter, steil geht es auf und ab. Einen großen Teil der Strecke wird er wohl geschoben haben. Erstaunlich, was ein Rennrad aushalten kann.

Wir kommen nun wieder auf einen asphaltierten Weg, der uns recht steil einige Höhenmeter nach oben bringt und dann wieder zu einem Schotterweg wird. Außer dem Rennradfahrer ist uns nun schon lange niemand mehr begegnet, fällt uns auf. Kein Mensch ist hier unterwegs. Ob´s nur am Wetter liegt?

Immer mehr gewinnen wir an Höhe, teilweise geht es ziemlich steil hoch. Bis zu 18 Prozent Steigung zeigt der Tacho. Gut einen Kilometer, nachdem wir die Miesbodenalpe passiert haben, ist der Weg zu Ende. Wir sind nun auf 1350 Meter Höhe. Vielleicht ist es ganz gut, dass die Sicht immer noch nicht besonders gut ist. Was wir hier gesehen hätten, würde uns nämlich nicht gefallen haben.

Die erste halbe Stunde können wir die Bikes auf dem steilen Pfad noch schieben, danach hilft nur noch tragen. Am besten geht das, indem man das Rad mit dem Oberrohr auf den Rucksack legt. So drückt das Gewicht des Rades wenigstens nicht direkt auf den Körper. Die Sicht reicht immer gerade bis zur nächsten Kehre, und jedes Mal sieht es so aus, als ob wir endlich oben wären. Sind wir aber noch lange nicht. Immer spektakulärer wird der Pfad, links die Felswand, rechts der Abgrund. Und jede Menge Bergmolche, auf die es zu achten gilt. Wie lange wir nun getragen haben weiß keiner von uns. Eine Stunde haben wir für die 400 Höhenmeter bis zum Gerachsattel auf 1750 Meter Höhe sicher gebraucht. Der höchste Punkt dieser Tour ist nun erreicht. Nun ist es wirklich ein Jammer, dass wir die bestimmt grandiose Aussicht von hier oben nicht genießen können. Keine 50 Meter weit reicht die Sicht. Schade.

Unser nächstes Ziel, die Schwarzwasserhütte, ist nicht mehr weit. Aber erst gilt es, ein Schneefeld zu queren. Wolfgang steigt davor ab und schiebt sein Rad. Na, wenn der Schnee so fest ist, dass er da ohne einzusinken drüber kann, sollte das ja auch fahrenderweise gehen. Denke ich so bei mir. Ich nehme Tempo auf und rase auf das Schneefeld zu. Sofort sinkt das Vorderrad bis zur Nabe im Schnee ein. Elegant fliege ich vom Bike in den Schnee und ziehe mir dabei eine kleine Schnittwunde am Knie zu. Dazu gibt es eiskalte Hände und natürlich habe ich die oder besser den Lacher auf meiner Seite. Mist.

Zur Hütte gelangen wir auf einem verblockten Pfad, der sehr schwer zu fahren ist. Ich traue mir etwas zu viel zu und stürze. Mit den Händen versuche ich den Sturz abzufangen, was auch gelingt. Wegen der kalten Finger wird das aber ziemlich schmerzhaft. Als Trost gibt es in der Schwarzwasserhütte ein feines Süppchen und ein Almdudler für mich. Wolfgangs Apfelstrudel duftet fantastisch, ach hätte ich doch nur …. Eine lange Abfahrt liegt nach der kleinen Pause vor uns, von 1620 Metern geht es runter auf 1000 Meter Höhe. Zunächst auf einem gekiesten Weg, bald aber auf einem klasse Trail, der richtig Spaß macht. Ein paar Mal müssen wir absteigen, aber der allergrößte Teil des Pfades ist fahrbar. Hier begegnen uns nun auch wieder einige Wanderer, die entweder hoch zur Schwarzwasserhütte gehen, um dort zu Übernachten, oder von ihr kommen und ins Tal absteigen. Als wir wieder auf einen befestigten Weg kommen öffnet sich endlich mal die Wolkendecke und wir können den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau kurz sehen.

Zurück zum Wanderparkplatz geht es zunächst bergab durch das Schwarzwassertal. Nach dem Talanfang fahren wir, zumeist auf kleinen Nebenstraßen, weiter. Nur vom Hörnlepass führt eine Weile lang ein Schotterweg hin zum Endpunkt unserer Tour. Klasse war es, eine Wiederholung – bei schönem Wetter – ist sicher.



| 62 Kilometer | 1800 Höhenmeter |

Fotos