Rennradtouren am Gardasee

Marano di Valpolicella, Fosse und Peri

Das Höhenprofil der heutigen Tour sieht vielversprechend aus. Die ersten 50 Kilometer geht es beständig bergauf, die restlichen gut 50 Kilometer verlaufen im Wesentlichen bergab. Der Wendepunkt der Tour wird einmal mehr Fosse (941 Meter ü. M. ) sein. Das schier unglaublich dichte Straßennetz im Osten des Gardasees beschert mir aber trotz der zweiten Fahrt in das herrlich gelegene Fosse eine völlig neue Route.Eine wunderschöne Rennradtour durch das Valpolicella, mit dem Highlight der Abfahrt von Fosse nach Peri. Nur der Radwegausflug nach Affi trübt das alles ein wenig. Aber dazu gibt es ja Alternativen.

Marano di Valpolicella

Donnerstag, 9. September 2010

Wieder versuche ich, der viel Befahrenen Via Gardesana zu entgehen. Das gelingt auch ganz gut, nur ein kurzes Stück muss ich auf der Hauptstraße fahren. Im Nachhinein betrachtet hat mein Alternativweg aber nicht wirklich viel gebracht. Auf dem direkten Weg wäre der Gardesana-Abschnitt auch nicht viel länger gewesen. Beim nächsten Mal verzichte ich auf die umständliche Umfahrung.

Über Cavalcaselle komme ich auf Nebenstraßen über Colá nach Sandra. Die Weinlese ist in vollem Gange, auf vielen der Weingärten wird das hier noch in echter Handarbeit gemacht. Wahrscheinlich sind das die ganz besonders guten Tropfen, ich glaube jedenfalls nicht, dass die handverlesenen Trauben letztendlich ihren Weg in ein Supermarktregal finden werden. Mir ist´s egal, jedenfalls gibt es im Mercatone auf dem Ferienparkgelände ausgezeichnete Weine von hier. Lecker und bezahlbar. Aber das ist nun ein anderes Thema.

Kurz vor Bussolengo fällt mir ein, dass heute Donnerstag ist. Markttag in Bussolengo, die Innenstadt wird wieder gesperrt sein. Mal schnell reinzoomen in die OSM-Karte. Ha, es gibt eine zweite Brücke über den Adige! Auf einer recht schmalen Straße geht es zum Fluss runter, vor der spektakulär aussehenden Brücke zeigt eine Ampel rotes Licht. Die Zwangspause kommt nicht ganz ungelegen, der Blick auf Pescantina lohnt sich wirklich. Nach einem Kilometer erreiche ich Pescantina, malerisch direkt an der Etsch gelegen.

Ich bin hier ja schon einmal durchgefahren, allerdings bin ich da über die große Brücke gekommen. In Pescantina sind die Häuser dicht aneinander gebaut, für zweispurige Straßen ist hier kein Platz. Es gibt nur Einbahnstraßen, ziemlich kompliziert gestaltet sich die Ortsdurchfahrt. Irgendwie komme ich aber durch. Den Gedanken an eine kleine Kaffeepause in einem der vielen Cafés verwerfe ich aber, schließlich habe ich gerade mal 25 Kilometer auf dem Tacho.

Bald nach Pescantina zeigt sich wieder, wie gut die Openstreetmap-Karten sind. Der Track führt durch ein Fabrikgelände, das für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Ich folge brav dem Track und komme dann tatsächlich an eine Eisenbahnunterführung, die für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen ist. Die „normale" Straßenkarte verzichtet auf diesen Weg und würde zu einer größeren Umfahrung führen.

Ich bin nun wieder im Valpolicella, auf der SP 34 fahre ich, bei nun stärker werdender Steigung, Richtung Marano di Valpolicella. Ich habe keine Ahnung, was mich auf den nächsten Kilometern erwartet. Aber gerade das macht die Tour ja aus. Es wird nun steil, die hochsommerlichen Temperaturen machen meine Fahrt noch beschwerlicher, als sie ohnehin ist. Bei Kilometer 38 erreiche ich Marano di Valpolicella (350 Meter ü. Meer). Eine echte Idylle, schon von Weitem sichtbar ist die beeindruckende Kirche. Die Kuppel erinnert mich an die Basilika von Weingarten. Nur das diese hier etwas kleiner geraten ist. Aber Marano ist auch nur ein Dorf.

Weiter ansteigend durchfahre ich Marano, einige Höhenmeter weiter oben bietet sich ein herrliches Panorama. Weit in die Poebene reicht die Sicht, Verona ist gut zu erkennen. Die Stadt meine ich. Ich fahre links ran und mache ein paar Fotos, genieße die Aussicht. Auf der ausgezeichneten Straße geht es kurvenreich weiter, ein kleines Hinweisschild zwingt mich zu einem weiteren Stopp. „Vai Alta", wohl ein Gehöft, wird angezeigt. Davon muss ich ich ein Foto machen, Eingeweihte wissen warum.

Carazzole und der Blick nach Verona

Die Gegend hier ist fantastisch, ich bin mal wieder begeistert. Die Steigung lässt nun etwas nach, ich komme gut voran. Bis nach Sant Anna ´d Alfaedo sind es ungefähr noch 15 Kilometer, der höchste Punkt meines Ausflugs wird hier erreicht sein. Die fast verkehrsfreie Straße windet sich mit zahllosen Kurven weiter nach oben, vorbei an tiefen Schluchten und immer mit einem grandiosen Ausblick. Nach Sant Anna´d Alfaedo, immerhin auf 970 Meter Höhe gelegen, geht es in dass nahe gelegene Fosse steil bergab.

Hier erst fällt mir die große Ruhe auf, in der ich mich seit Marano di Valpolicella befinde. Seit fast 20 Kilometern sind mir vielleicht drei Fahrzeuge begegnet, auch hier in Fosse ist fast totale Stille! Eine wahre Genusstour! Nun die Abfahrt nach Peri, 900 Höhenmeter auf einer Länge von gerade mal acht Kilometern! Auf sehr guter Straße, mit einem Verkehrsaufkommen, das gegen null tendiert. Wie geil! Zehn Kehren später erreiche ich Peri, überquere die SS 12, durchfahre Brentino Belluno und fahre dann auf der SP 11, immer entlang der Brenner Autobahn, in Richtung Peschiera. Wenn nur der Gegenwind nicht wäre!

In Rivoli di Veronese lasse ich mich von einem Radweghinweis dazu verleiten, von meinem wohl geplanten Track abzuweichen. Dass lässt sich zu Beginn auch ganz gut an, eine alte Straße

wurde zu einem Radweg umgebaut, toller Belag, alles Prima. Das Dumme an der Sache ist, dass vor Affi, der bekannten Autobahnausfahrt, der Spaß ein Ende hat. Ohne Vorwarnung bin ich auf dem Autobahnzubringer, mehrspurig, mit enormen LKW Verkehr. Genervt komme ich auch hier durch, ein Radweg, der entlang der Schnellstraße führt, rettet mich. Nichts wie weg hier!

Wieder ein Lob an mein Garmin und die OSM-Karte! Auf verschlungenen Nebenwegen durchfahre ich die Weinberge, entdecke dabei die abgelegensten Dörfer der Region und erreiche dann schließlich wieder Cavalcaselle. Nun bin ich wieder in vertrautem Terrain und wenige Kilometer später in Peschiera del Garda. Der Ärger über das abrupte Ende des Radweges bei Affi ist längst verflogen, eine herrliche Tour liegt hinter mir.

| 108 Kilometer | 1600 Höhenmeter |

Fotos