Rennradtouren am Gardasee

April 2011 - Zum Montebaldo 2.0

Die Königsetappe: Zum Monte Baldo, der unerwartet noch viel Schnee zu bieten hat. Mit kalten Fingern und Füssen die Abfahrt nach Avio, immerhin 1600 Höhenmeter bergab ins warme. Wieder eine Rennradtour vom allerfeinsten.

schnee

Montag, 18. April 2011

Das Zeug zur Königsetappe hat die heutige Tour in jeder Hinsicht. Streckenlänge, Höhenmeter und Landschaft bringen der Monte Baldo Tour den Favoritenplatz. Roland nagt immer noch an den Folgen einer Erkältung und bleibt deswegen lieber im Flachen, Herr Wernersen wird ein Stück mit uns zusammen fahren und dann alleine weiter ziehen. Martin hat zwar Zweifel, schließt sich aber trotz seiner Bedenken, die er hinsichtlich seiner Frühform hat, uns, also Florian, Wolfgang und mir, an.

Nach einem reichlichen Frühstück kommen wir schon vor zehn Uhr weg. Vor dem Start wird noch eine Flaschenkontrolle durchgeführt. Alles am Rad und gefüllt. So ist´s recht.

Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite und alles deutet darauf hin, dass es auch so bleibt. Was anderes haben wir ja auch nicht verdient! Die Anfahrt nach Caprino Veronese ist dieses Mal eine andere, als ich sie im letzten Jahr gefahren bin. Über Colá und Calmasino geht es diesmal nach Cavaion Veronese und Affi. In Affi verlässt uns Werner, er wird über Castion Veronese zunächst zum herrlich gelegenen San Zeno di Montagna fahren und sich danach mit Roland in Garda treffen.

Wir sind bald in Caprino Veronese, 30 Kilometer sind es bis dahin von Peschiera aus. Ab hier beginnt die SP8 merklich zu steigen, auf den folgenden zehn Kilometern überwinden wir bis Spiazzi 700 Höhenmeter. Der Ausblick von Spiazzi ins Etschtal lohnt einen kurzen Stopp. Von der Wallfahrtsstätte „Madonna della Corona“ , die sich unten in den Felsen versteckt, klingt Orgelmusik zu uns hoch. Schön hört sich das an.

Gut 100 Höhenmeter verlieren wir auf der Abfahrt, die uns nach Ferrara die Monte Baldo bringt. Ab hier geht’s nun richtig los. Eine Baustelle in dem über 800 Meter hoch gelegenem Ort zwingt uns gleich noch eine zusätzliche steile Rampe auf. Und dann kommt es wieder in Sicht, dieses Hinweisschild eines Radsportvereins. Länge 11,7 Kilometer, Höhendifferenz 765 Meter, durchschnittliche Steigung 6,54 Prozent, maximale Steigung 18 Prozent. Also weiß jeder spätestens ab hier, was noch kommt. Es werden verdammt lange 11,7 Kilometer.

Ich bin in der glücklichen Lage, diese Strecke schon zu kennen und weiß deswegen noch sehr gut, dass die Steigung genau dort erst richtig anfängt, wo der unwissende Radfahrer der Meinung ist, dass er es geschafft hätte. Aber anstatt einer Abfahrt gibt es ein weiteres Schild. 19 Prozent Steigung werden angekündigt. Was leicht, aber wirklich nur leicht übertrieben ist.

Dass die Monte Baldo Gipfel teilweise noch schneebedeckt sind, konnten wir schon aus großer Entfernung erkennen. Aber dass letzte Schneereste den Rand der nun einspurigen Fahrbahn begrenzen überrascht uns dann doch. Noch ein Stück weiter oben fahren wir durch mannshohe Schneewände. Es wird bitterkalt, was warmes hat niemand von uns dabei. Windweste und Armlinge müssen reichen. Warme Handschuhe wären toll gewesen.

An der Abzweigung zum Pso. Pozza della Cola fahren wir vorbei. Obwohl ein Schild auf die Durchfahrtsperre hinweist, aber das gilt bestimmt nur für Autos. Wir wollen zum höchsten Punkt, der mit dem Rennrad erreichbar ist. Der heißt Bocca del Ceer und ist eben nur auf dieser Straße zu erreichen. Und von der Abzweigung aus auch schon gut zu erkennen. Das Rifugio Graziani ist deutlich zu sehen, aber auch die lange Schlussrampe, die die letzten Höhenmeter darstellen. Bevor die letzte Steigung beginnt, verlieren wir noch einige Höhenmeter, durch den dichten Wald können wir nur in gemäßigtem Tempo abfahren. Es liegen noch etliche Äste und Steine, teilweise kleine Felsstücke, auf der engen Fahrbahn. Arbeiter sind gerade dabei, die Reste des Winters zu beseitigen. Deswegen wohl auch die Durchfahrtsperre. Mit dem Rad ist es aber kein Problem, an den Arbeitern und ihren Maschinen vorbeizukommen.

Kurvig und mit viel Schnee

Florian und Wolfgang ziehen davon, ich ziehe, so gut ich kann, nach. Martin ist inzwischen weit hinter uns. Am Bocca del Ceer auf 1617 Meter Höhe werden wir uns wieder treffen. Die Abfahrt nach Avio ist traumhaft, wenn es auch zu Beginn noch eisig kalt ist. Auch hier wird die Fahrbahn gerade in Schuss gebracht, Vorsicht ist mehr denn je angesagt. Erst ab San Valentino haben wir freie (ab)Fahrt, im tief eingeschnittenen Tal ist die Straße bestens gerichtet und, was noch besser ist, es ist deutlich wärmer geworden.

Nach einer kehrenreichen Abfahrt kommen wir nach fast 1600 Höhenmeter Abfahrt in Avio an. Jeder ist froh, dass die Abfahrt, trotz des großen Vergnügens, hier ein Ende hat. Die Fahrt durchs Etschtal wird wieder anstrengend, unbarmherzig weht uns ein kräftiger Wind entgegen. Selbst im Windschatten des nicht gerade schmächtigen Wolfgangs kostet es einige Mühe, zügig voranzukommen. Gut, dass wir eine Lokomotive dabei haben!

Wieder werden die leeren Flaschen zum Problem, trotz eines Abstechers in das Dorf Belluno finden wir mal wieder nichts. Erst kurz vor Rivoli di Veronese entdecken wir eine Bar am Straßenrand. Hier gibt es eine kleine Pause, die Flaschen werden befüllt und weiter geht es.

Noch einige Steigungen sind zu überwinden, über Sandrá und Castelnuovo del Garda kommen wir zufrieden, mehr oder weniger erschöpft, wieder in Peschiera an. 141 Kilometer liegen hinter uns, über 2500 Höhenmeter aber auch.

Herr Wernersen berichtet von einer schönen Tour, einem Besuch in San Zeno della Montagna, das ihm sehr gut gefallen hat, und einem Treffen mit Roland in Garda. Für alle war es ein toller Tag, der Abend steht dem in nichts nach.

| 145 Kilometer | 2900 Höhenmeter |

Fotos